MIKE STEINER I AUGENFUTTER BILDFRESSER
23.06. – 29.10.2023
Mike Steiner, 2005 in seinem Berliner Atelier
(Foto: Jan Sobottka)
Mike Steiner
Mike Steiner
(1941 -2012)
Für die Kunstwelt bleibt er zeitlebens Produzent, Galerist, Förderer, Kunstvermittler, Sammler, Experte, Pionier, Visionär – die Liste ist so
lang, wie sein Lebenswerk facettenreich und vielschichtig ist.
MIKE STEINER arbeitete nie mit nur einem Medium und es ist eben dieses intermediale Verständnis, das ihn zu einem der spannendsten Kunstschaffenden seiner Zeit machte.
Als Produzent und Kameramann der bedeutendsten Werke der Videokunst,
wie u. a. Marina Abramovićs Performance „Freeing the Body“ und „Irritation – Da ist eine Kriminelle Berührung in der Kunst“
mit Ulay, gehört er zu den interessantesten Schlüsselfiguren der Kunstszene der 1970er und 80er-Jahre.
1941 im deutschen Allenstein geboren, wird der junge Steiner schnell in der nationalen Kunst- welt als Talent der informellen Malerei bekannt, stellt mit namhaften Künstlerkollegen, wie Lüpertz, Baselitz und Hödicke aus.
Dann bricht er nach Amerika auf und kehrt von der experimentellen New Yorker Avantgarde schwer beeindruckt zurück. Als die Malerei dem progressiven Steiner keine neuen Ausdrucks- möglichkeiten mehr bietet, entdeckt er Anfang der 70er-Jahre die damals noch kaum gekannte Videokunst für sich.
Visionär stürzt er sich in die Herausforderung und beginnt malerische Konventionen in das neue Medium zu übersetzen.
In seinen Painted Tapes experimentiert er mit Bildschärfe und Bewegung, unterlegt mal sphärische Klänge, mal Autobahngeräusche und möchte mit seiner Videokunst ein Innehalten, Besinnen, Konzentration gegen die lärmige Sinnlichkeitsreproduktion des Fernsehens setzen.
Dabei erschafft er eine neue Ästhetik des Sehens, die er anschließend vom Video zurück in die Malerei überführt: der Beginn seiner
Tape to Paint Schaffensphase, woraus einige Bilder in der Ausstellung zu sehen sind.
Mit Farbe als wichtigstem Ausdrucksmittel kreiert er die außergewöhnlichen Arbeiten nach dem Leitgedanken: „Aus abstrakten Grundsätzen heraus, Codierung der Intimität“.
Es ist STEINERs Drang zur experimentellen Innovation, der in der Ausstellung AUGENFUTTER BILDERFRESSER – from tape to paint im Mittelpunkt steht: von quadratisch farbigen Holztableaus über den Werkzyklus „Das Testbild als Readymade“, eine Hommage an das allseitsbekannte Fernsehtestbild, hin zu Fotografien und ausgewählten Videokunst-Arbeiten offenbart sich die Kunst des eindrucksvollen Grenzgängers.
MIKE STEINER war vieles; in dieser Ausstellung ist er: Augenfütterer, Bilderfresser.
Von Sonja Gatterwe
Ausstellung:
23.06. – 29.10.2023
Öffnungszeiten:
Do – Sa 14 – 18 Uhr oder nach Vereinbarung
VERFÜGBARE WERKE DER AKTUELLEN AuSTELLUNG
Testbild als Readymade (1984)
Mike Steiner – Remember Barnett Newman / Luminosity
Mike Steiner – LICHT bilden
Mike Steiner – Conegliano
O.T. (2002)
O.T. (1995)
Frost 3 (1997)
O.T. – Testbildzyklus (1993)
Biographie
Mike Steiner (1941-2012) reiste erstmals 1965 für zwei Jahre nach New York.
Bereits vor seinem ersten USA Aufenthalt und vor seinem Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin waren seine Werke in der Großen Berliner Kunstausstellung von 1959 vertreten; später stellte er in Genf, Mailand und Paris als einer der vielversprechendsten jungen Künstler Berlins, u.a. zusammen mit Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Karl Horst Hödicke u.a. aus.
Der Einblick in die experimentelle New Yorker Kunstszene (Minimal Art, Happening, Performance, Experimentalfilm) beeindruckte ihn nachhaltig, sodass er Anfang der 70er einer der frühesten Verfechter der noch jungen Videokunst in der Bundesrepublik Deutschland und später einer der bedeutendsten Künstler der 1970èr und 80èr Jahre aus dem Bereich Video Art, der zusammen u.a. mit Joseph Beuys als Dauergast in seinem Berliner Projekt „Hotel Steiner“ und mit zahlreichen Produktionen, z.B. mit Marina Abramovic („Freeing the body“) und mit Ulay, “there is a criminal touch in art” die Kunstszene in dem Bereich maßgeblich beeinflusste, wurde.
Noch heute ist die von Ihm gegründete legendäre STUDUIOGALERIE Berlin weltweit der Begriff für „Video Art“ und stehet prägend für die Berliner Kunstszene der 70èr und 80èr Jahre.
O.T. (1997)
Der Charme des Ungefähren, 1998
Potus und Flotus, wo seid Ihr?
Ausstellungen (Auswahl)
1959, 1963–1965: Ausstellungshallen am Funkturm, Berlin: Große Berliner Kunstausstellung
1960: Rathaus Kreuzberg, Berlin: Kreuzberger Künstlergruppen
1962: Ausstellungshallen am Funkturm, Berlin, Juryfreie Kunstausstellung Berlin
1962: Rathaus Kreuzberg, Berlin: Grafik 62
1963: VHS Galerie, Volkshochschule Velbert: Claus-Michel Steiner. Aquarelle, Gouachen&Ölbilder (Einzelausstellung)
1963: Stadthalle Wolfsburg: Junge Stadt sieht junge Kunst
1964: Blue Note Gallery, Berlin: Claus-Michel Steiner (Einzelausstellung)
1967: Genf, Mailand, Paris: Jeunes Peintres de Berlin
1968: Schloß Morsbroich, Städtisches Museum Leverkusen; Schloß Wolfsburg, Kunstverein Wolfsburg e.V.:
Ornamentale Tendenzen in der zeitgenössischen Malerei
1968: Gartenterrasse, Europa-Center, Galerie Hammer, Berlin: Berliner Bauwochen `68. Kunst im Stadtbild
1971: Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Junge Kunst 1971 Baden-Baden. Gruppenarbeiten
1971, 1973: Ausstellungshallen am Funkturm, Berlin: Freie Berliner Kunstausstellung 1971
1975: Galerie sec., Berlin: Mike Steiner: Neue Arbeite + Video (Einzelausstellung)
1981: Kunst am Bau – TUB (Technische Universität Berlin)
1984: Kleine Orangerie im Schloß Charlottenburg, Berlin; 4. Sommerausstellung des Kunstamts Charlottenburg:
Vilm Collage Installation (Einzelausstellung)
1985: Echnaton-Galerie, Kairo: Charlottenburger Künstler in Ägypten
1985: Förtsch Galerie, Berlin: Ägypten Tapes – Vilm/Tesafilm
1986: Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin:
1945 – 1985 – Kunst in der Bundesrepublik Deutschland
1987: Warschau: ETC. International Seminar on the Arts
1988: Seoul, Korea (Einzelausstellung)
1989: Künstlerhaus Bethanien, Berlin: Momente des Lichts. 163 Jahre Fotografie
1990: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Technologie- und Innovationspark Berlin:
Malerei – Grafik und Installationen. 40 Jahre Künstlerförderung
1990: A&O Galerie, Berlin: Mike Steiner: polastrips (Einzelausstellung)
1991: Galerie Neue Räume H.A. Springfeld, Berlin: Stilles Fenster/Fensterinstallationen (Einzelausstellung)
1994: Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK), Berlin: Steiner Art Tapes (Einzelausstellung)
1997: Gasometer, Oberhausen: Der Traum vom Sehen
1999: Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin:
COLOR WORKS 1995 – 1998 (Einzelausstellung)
2001: Galerie Dittmar, Berlin: Mike Steiner (Einzelausstellung)
2002: J.J. Brookings Gallery, San Francisco: Mike Steiner. Paintings (Einzelausstellung)
2002: Kulturforum Alte Schwimmhalle, 32. Sommerausstellung des Schloss Plön: Wege zur Abstraktion I
2004: Galerie Dittmar, Berlin: Form, Farbe, Fläche (Einzelausstellung); Mike Steiner. Neue Bilder (Einzelausstellung)
2005: Radkunst Galerie, Berlin: Mike Steiner. Bilder aus zehn Jahren (Einzelausstellung)
2006: Berliner Galeriestandorten von Finearts con.tra (La Dengalerie Mitte und Salongalerie Charlottenburg):
Mike Steiner – Zufälligkeiten, Malerei (Einzelausstellung)
2011/12: Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin:
Live to Tape. Die Sammlung Mike Steiner im Hamburger Bahnhof (Einzelausstellung)
2013: DNA Galerie, Berlin: Mike Steiner (Einzelausstellung)
2014: DNA Galerie, Berlin: Forever!
2015: DNA Galerie, Berlin: SHOOT: About Performance
2015: Altes Postfuhramt West, Berlin: Macrocosmi – Ordnungen anderer Art
2015: Werkstattgalerie, Berlin: Transitions
2017: Daimler Contemporary Berlin: Serielle Formationen. 1967/2017.
Re-Inszenierung der ersten deutschen Ausstellung internationaler minimalistischer Tendenzen
Mixed Media Furnierholz
225 x 225 x 2,3 cm
Kat. “Color Works” 1999, S. 148f., Privatsammlung Berlin
Cibachrome auf Alu, 120 x 120 cm, Kat. “Color Works” 1999, S. 207 f.